Gefahr durch MagneteAnziehend – aber tückisch

Wenn kleine Kinder neugierig die Welt erkunden, reichen ihnen die Augen und Hände manchmal nicht aus. Dann nehmen sie Gegenstände auch in den Mund. Besonders gefährlich kann das bei Magneten sein – die sind im Kita-Alltag häufiger anzutreffen, als man denkt.
Kinderhände die mit einer Magneteisenbahn spielen

KURZ GESAGT!

_Lebensbedrohliche Gefährdung durch Ersticken oder Darmverletzungen

_Symptome treten teilweise erst Tage nach dem Verschlucken auf

_Magnetisches Spielzeug regelmäßig prüfen

Magnete sind praktische Alltagshelfer. An der Pinnwand lassen sich mit ihnen schnell und einfach Aushänge für die Eltern oder Fotos des Frühlingsfests befestigen. Auch Kinder finden Magnete – im tatsächlichen wie im übertragenen Sinne – anziehend. Als Puzzles und Bausteine mögen Magnete offensichtlich und entsprechend groß sein, aber sie können beispielsweise auch in Steckfiguren, Muggelsteinen, Puppenkleidern oder Brettspielen verbaut sein. Verschlucken Kinder diese Gegenstände oder die herausgelösten Magnete, kann es lebensgefährlich werden.

Wenn die Anziehungskraft zum Problem wird

Erst recht, wenn es sich um „Supermagnete“ aus Neodym-Eisen-Bor-Legierung handelt. Denn diese haften extrem stark. „Diese Magnete können bis zum Hundertfachen ihres eigenen Gewichts halten“, weiß René Behrendt, Aufsichtsperson der Unfallkasse Brandenburg. Diese Eigenschaft nutzen Hersteller von Spielzeug, weil die Magnete auch in der Mini-Ausführung – kleiner als der Nagel des kleinen Fingers – eine große Wirkung entfalten.

Die geringe Größe kann tückisch sein. Die Erstickungsgefahr ist – wie bei allen Kleinteilen – das eine Problem. Das andere besteht in der großen Anziehungskraft der Magnete. Vor allem, wenn zwei oder mehr Magnete verschluckt werden, können sie sich im Magen-Darm-Bereich gegenseitig anziehen. Das kann zum Darmverschluss führen. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Durchblutung gestört oder die Darmwand durch den Druck der Magnete sogar perforiert wird.

Tödlicher Unfall mit Spielzeugmagnet

Die Unfallkasse Brandenburg ist für dieses Thema besonders sensibilisiert. Vor einigen Jahren gab es dort einen tragischen Unfall, als ein Kind Magnete aus einem Spielzeug löste, sie verschluckte und später daran starb. „Die Erzieherinnen waren sich nicht darüber bewusst, dass die Magnete herausgelöst werden konnten“, sagt René Behrendt.

Wie das Beispiel zeigt: Eine Gefährdungsbeurteilung für das magnetische Spielzeug zu erstellen, ist für Kitas nicht nur eine Pflicht, sondern sinnvoll und unerlässlich. René Behrendt rät zu regelmäßigen Bestandsaufnahmen und Kontrollen: „Welches Spielzeug mit Magneten haben wir in unserer Einrichtung? Sitzen die verbauten Magnete noch fest oder muss das Spielzeug aus dem Verkehr gezogen werden, weil die Magnete lose sind und die Gefährdung zu groß ist?“ Kitas sollten für Kinder unter drei Jahren generell auf solches Spielzeug verzichten, empfiehlt die Aufsichtsperson. Sollen Magnete doch zum Einsatz kommen, müssen sie so groß sein, dass ein Verschlucken nicht möglich ist.

Kitas müssen ärztliches Personal auf Verdacht hinweisen

Hat ein Kind einen Magnet verschluckt oder besteht zumindest der Verdacht darauf, muss die Kita unverzüglich die Erste-Hilfe-Rettungskette in Gang setzen – also Eltern informieren und medizinische Hilfe organisieren. Ohne Röntgenaufnahme lässt sich nämlich nicht zweifelsfrei klären, ob ein Gegenstand verschluckt wurde – zumal Kinder in den ersten Lebensjahren selbst oft nicht mitteilen (können), dass sie etwas verschluckt haben. Das schnell abzuklären, ist aber wichtig. „Denn die Symptome können Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen sein und treten eventuell auch erst zu einem späteren Zeitpunkt auf“, sagt René Behrendt. Ohne entsprechenden Hinweis sei es deshalb für das ärztliche Personal schwierig, vielleicht erst Tage nach dem Verschlucken die richtige Diagnose zu stellen. Meist müssen Magnete operativ entfernt werden.

Knopfzellen (Batterien)

Verschluckt ein Kind Batterien, müssen wie im Fall von Magneten Rettungsmaßnahmen getroffen werden – wenngleich Symptome wie Fieber, Erbrechen oder Husten mitunter erst verspätet nach einigen Stunden auftreten. Insbesondere Knopfzellen, die in immer mehr Geräten verwendet werden, stellen eine große Gefährdung dar. Bleiben sie in der Schleimhaut der Speiseröhre stecken, kann das zu schweren Verätzungen führen. Je stärker die Batterie aufgeladen ist und je länger sie in der Speiseröhre bleibt, desto größer können die gesundheitlichen Schäden sein. Passiert die Knopfzelle die Speiseröhre, wird sie dagegen in der Regel ausgeschieden, ohne dass es zu Komplikationen kommt.
Weitere Infos zu Knopfbatterien unter: https://kurzelinks.de/mxxn

AHA

Soll Spielzeug für die Kita angeschafft werden, muss es eine CE-Kennzeichnung haben. Diese dokumentiert, dass die gesetzlichen Sicherheitsvorgaben erfüllt sind. Noch besser ist es, wenn zusätzlich das Zeichen GS (für „geprüfte Sicherheit“) vorhanden ist, das Spielzeug also von einer anerkannten Prüfstelle abgenommen wurde.

„Spielzeug und Bastelmaterial muss so gestaltet und ausgewählt sein, dass
es Kinder nicht gefährdet.“
DGUV Vorschrift 82 „Kindertageseinrichtungen“ – Paragraf 14, Absatz 4

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